Arbeit wie vor 2000 Jahren: Es ist ein Kreuz

Die Schweinhütter zimmern in der Karwoche für den Bibelgarten ein neues Kreuz

Der Bibelgarten neben der Filialkirche in Schweinhütt ist ein Kleinod, das der Gartenbauverein und die Dorfgemeinschaft mit viel Einsatz pflegen. Weil das alte Kreuz morsch geworden war, ist es in der Karwoche erneuert worden. In Handarbeit wurden die Balken fürs Kreuz aus einem Lärchenstamm geschlagen.

Jetzt wird die Stimme von Hans Weiderer doch ein wenig mahnend: "Immer auf der andern Seit‘n vom Baam steh!", ruft er, als die Axt tief in den Lärchenstamm saust. Das Knie verfehlt die scharfe Klinge der Axt nur um ein paar Zentimeter. Arbeitssicherheit muss sein. Auch bei dem Projekt, das die vier Schweinhütter Josef Günthner, Hans Weiderer, Richard Maurer und Rudi List hier vorgenommen haben. Ein neues Kreuz muss her für den Bibelgarten. Das alte, es bestand aus Balken eines abgerissenen Stadels, war morsch geworden. Als Hans Weiderer am Karfreitag vor einem Jahr die Leiter ans Kreuz legte, hinaufstieg und sich am Querbalken festhalten wollte, um das Tuch zu befestigen, da gruben sich die Finger tief ins morsche Holz. "Des geht nimmer", sagte er. Der Bibelgarten braucht ein neues Kreuz, und dieses Mal eines, das beständig ist, aus Lärchenholz. Und handgehauen sollen die Balken sein.

Da ist es gut, wenn der Vorsitzende des Gartenbauvereins ein wahrer Spezialist in Sachen Holz ist: Josef Günthner. Der Lärchenstamm kommt aus dem Böhmischen, über den Sagler Falter in Drachselried haben ihn sich die Schweinhütter besorgt. Beim Antransport haben sie sich statt der Technik von vor 2000 Jahren doch der moderneren bedient. Und als es gilt, das schwere Teil Holz von den Böcken auf den Boden zu legen, kommt auch der Greifer des schweren Traktors zum Einsatz.

"Hod se scho arbatn lassn", sagte Günthner am gestrigen Karfreitag, als das gezimmerte Kreuz dann schon in der Verankerung im Schweinhütter Bibelgarten fixiert war.

 

"Wia fang ma o?" – das war die Frage, als der Baum am Montagabend auf den Böcken lag.

Erst am Anschnitt die Maße des Balkens anzeichnen, mit der Farbschnur markieren, wie weit der Baum vom Rand her eingeschnitten werden darf.

Und dann die Axt ansetzen. Von einem Schnitt zum nächsten das Holz abschlagen. Die Spreißel fliegen nur so, wenn Weiderer und Günthner, Maurer und List zuschlagen, ebenso exakt wie kräftig schlagen sie zu. Immer wieder kommt jemand aus dem Dorf vorbei, schaut den Männern zu. Anerkennendes Nicken, als die erste Seite des Balkens fertig ist.

 

Schlag für Schlag haben die vier Männer aus dem Stamm die Balkenform herausgearbeitet.

Erst wird grob vorgeschlagen, dann mit einem breiteren Beil nachgearbeitet, um das Holz einigermaßen glatt zu bekommen. Altes Werkzeug war noch vorhanden, die Schneiden die Klingen glänzen silbern, so scharf sind sie vor dem Einsatz geschliffen worden.

Ende der 1940er Jahre war es, da ist in Schweinhütt noch ein Stadel aus handgehauenen Balken aufgestellt worden.Fast alle Männer aus dem Dorf haben damals innerhalb weniger Tage die Balken gehauen. Mittlerweile wird nur noch gesägt. Und handgehauene Balken sind mittlerweile gefragte Raritäten.

Rechts und links des Baums türmen sich bald die abgeschlagenen Scheite, viel Material. Aber es ist mehr als Abfall. Vor dem Kircheneingang wird aus dem Lärchenscheiten die Silhouette des Kreuzes gelegt. Es kündet von der vielen Arbeit. Und das frische Holz riecht betörend.

 

− luk/Fotos: Lukaschik